Der Weinbergbote

 

Mit dem „Weinbergboten“, eine Handreichung, die im Schaukasten am unteren Südeingang des Weinbergs zur Mitnahme ausliegt, informieren wir Sie fortlaufend über Themen zum Weinberg. Die Idee entstand aufgrund eines Artikels in der Wasserburger Zeitung.

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Foto:Redaktion Artikel in Wasserburger Nachrichten

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Wasserburger Wein vom „Inngarten”

 

Ehrgeiziger Plan: Der „Kindergärtner” Peter Arnold strebt an, die Wasserburger Weinanbautradition wieder aufleben zu lassen.

Wasserburg. „Als ich ein kleiner Bub war, konnte man hier entlang flanieren und dabei wunderbar auf den Fluss schauen“, weiß sich der heute 78-jährige Gerbermeister Alex Irlbeck zu erinnern. Über 40 Jahre verbrachte der Hang in einer Art Dornröschenschlaf. Eine Wildfläche mit Schlingpflanzen und dichten Dornen hat Beerenbüsche und Obstbäume erstickt und verwehrt so den Blick auf den Inn. Seit ein paar Wochen säumt ein hölzerner Stakettenzaun freigelegtes Gelände. „Es gibt sie noch, diese schönen alten Zäune“, freuen sich die älteren Spaziergänger, „Warum diese Absperrung?“, ärgern sich jüngere Semester. Peter Arnold, Leiter des Wasserburger Integrationskindergartens Gänseblümchen, pflegt bereits im dritten Jahr einen kleinen Naturspielgarten am Innhang.

Der Pädagoge durfte das Grundstück, ein Teil des ehemaligen Stadtgartens, unentgeltlich für seine Kinder nutzen. Im Sommer 2010 wurde kurzfristig das gesamte Areal zum Verkauf ausgeschrieben. „Wir waren ziemlich erschrocken, denn unseren wertvollen Spielraum für die Kinder wollten wir auf keinen Fall verlieren!“ Ohne lange zu zögern entschloss sich Peter Arnold zum Kauf des gesamten Geländes. Bei einem Ortstermin mit dem Landschaftsfachberater des Landratsamtes Josef Stein, der auch die Rosenheimer Landesgartenschau mit organisiert hatte, erzählte Arnold von seinen Obst- und Weingartenplänen. „Wollen Sie sich diese riesige Arbeit wirklich antun?“ Die Reaktion des Experten war mehr als niederschmetternd. Der vorhandene Obstbaumbestand war zum größten Teil abgestorben, das Gelände vermüllt und matschig. Nach einem Gespräch mit der Naturschutzbehörde legte Arnold dennoch los. Zusammen mit einer Gartenbaufirma und Kindergarteneltern hat er das Grundstück in 500 Arbeitsstunden betretbar gemacht. Nach der Urbarmachung wurden Wege angelegt, ein neuer Zaun sollte verhindern, dass Spaziergänger den noch unbefestigten Hang herab stürzen.

„Was aber sollen die scheußlichen Bleche und warum sind die Terrassen gekiest?“, so die erste Reaktion der Bevölkerung. „Die Bleche sind eine moderne Hangschutzmaßnahme, die wir uns von einem kroatischen Naturprojekt abgeschaut haben“, erklärt Arnold. „Ist die Konstruktion erstmal überwachsen, sieht das auch toll aus.“ Die Terrassen wurden gekiest, um auch den behinderten Kindern (zum Beispiel mit Rollstuhl) des Integrationskindergartens ein Betreten der Naturfläche zu ermöglichen. „So wie das Rathaus einen Behindertenfahrstuhl benötigt, möchten auch wir für unsere behinderten Kindern das Betreten des Gartens ermöglichen. Für Peter Arnold ist diese Sinneserfahrung seiner Zöglinge unverzichtbar. „In der Natur lässt sich herrlich Leben und mit dem Weinbau knüpfe ich an eine alte Wasserburger Tradition an.”

Peter Arnold kann die Einpflanzung seiner Reben kaum erwarten. „Unsere Freundin Resi vom Weißen Rössl hat uns über ihren Biowinzer entscheidende Tipps zur Rebenauswahl gegeben. Die Sonne trägt unsere Rebe schon in ihrem Namen: Solaris.“ Solaris verspricht eine unkomplizierte Reife, sie wurde aus asiatischen und sibirischen Wildreben veredelt, hält Minusgraden stand und ist Pilzresistent. „Aus dem Piemont gesellt sich die ältere Rebe Roero Arneis hinzu.“ Der „Erlebnisraum Weinberg“ reizt den Kindergartenleiter und sein Steilhang ist geradezu prädestiniert dafür.
Zwei Wallnussbäume konnten gerettet werden und zusammen mit Schülern vom Bund Naturschutz wird ein Biotop für Insekten, Reptilien und Kleingetier angelegt. „Jetzt im Winter sieht der Hang erschreckend kahl aus, aber schon im Frühjahr erblüht hier ein prächtiger Naturgarten. Was den Verzehr der Trauben und das Saftpressen angeht, bin ich zuversichtlich und unser Wein wird so manchem Elternabend ein sinnliche Note geben!“

Nina Bufalino 14.12.2010

Ausdruck von der Webseite der Wasserburger Nachrichten, Peter Arnold